Im Gespräch

Interview mit Christine Affolter Jurymitglied Basler Sozialpreis für die Wirtschaft

Christine Affolter ist Projektleitern Basel-Stadt bei Sensability: «Ich freue mich darauf, durch meinen konkreten Einsatz einen Beitrag zur Förderung der Inklusion zu leisten.»

Welche Erfahrungen bringen Sie in die Jury ein?

Ich kann mitwirken als Mitglied der Jury des Basler Sozialpreises für die Wirtschaft, was für ein grossartiges Engagement! Ich bin Ärztin und Mami eines 20-jährigen Sohnes. In den letzten Jahren arbeitete ich bei Musik Trotz Allem, einer integrativen Musikschule auf privater Basis, und wirkte mit als Protagonistin im Dokumentarfilm «Über die kleinen Wunder im Leben», der zum 50-jährigen Jubiläum von pro infirmis BS gedreht wurde. Jetzt arbeite ich als Projektleitern Basel-Stadt bei Sensability, und das von Herzen gerne.

Wie können Sie und/oder Ihr Arbeitgeber Unternehmen unterstützen, die leistungseingeschränkte Menschen ins Arbeitsleben integrieren möchten? 

Der Inklusionsgedanke ist mir nicht fremd, einerseits durch meine eigene Behinderung und die daraus resultierenden Hindernisse im persönlichen Alltag sowie in der Gesellschaft, anderseits durch meine Arbeit und sonstige Tätigkeiten. Als Erfahrungen bringe ich in die Jury an erster Stelle meine eigene Mobilitätsbehinderung als Rollstuhlfahrerin mit. So kann ich mein Wissen einbringen und aus Erfahrung beratend wirken. Ich sehe, worauf es in Bezug auf Inklusion ankommt. Als zweites bringe ich sicher die Erfahrungen mit, die ich bei Sensability machen durfte.

Stellen Sie Ihren Arbeitgeber kurz vor (insbesondere im Hinblick auf die Thematik des Sozialpreises)

Sensability sind Experten für Inklusion. Es werden vorwiegend Menschen mit Behinderungen (MmB)* angestellt, die an Inklusion praktisch interessierten Unternehmen beratend zur Seite stehen. Wir sehen bei Sensability drei zentrale Bereiche für die Inklusion:

  • bauliche Anpassungen, die der Erreichbarkeit der Arbeitsplätze dienen
  • technische Anpassungen, welche die Mitarbeit von MmB ermöglichen
  • betrieblich-organisatorische Anpassungen, die geeignete Rahmenbedingungen schaffen

Sensability arbeitet praxisbezogen. In einem ersten Schritt auf dem Weg zur Inklusion empfehlen wir jeweils unsere Perspektivenwechsel, bei denen die Mitarbeitenden selbst zum Beispiel im Rollstuhl oder mit der Dunkelbrille unterwegs sind und eigene Erfahrungen sammeln können. In einem zweiten Schritt bieten wir Schulungen und Beratungen in den drei Bereichen an, die ich bereits erwähnt habe. Wir berücksichtigen in unserer Arbeit stets die Bedürfnisse von Menschen aller fünf Behinderungsformen. Dazu zählen Mobilitäts-, Seh- und Hörbehinderung sowie kognitive und psychische Behinderung. Ein grosser Teil der Arbeit von Sensability besteht aus Beratungsaufträgen.

 *Menschen mit Behinderungen (MmB): Wir sprechen in Übereinstimmung mit der UNO-BRK (Behindertenrechtskonvention) immer von Behinderungen im Plural, weil auf die Vielzahl der Hindernisse Bezug genommen wird und nicht auf die individuelle gesundheitliche Einschränkung.

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Herausforderungen für die Jury bei der Beurteilung, wer Preisträgerin oder Preisträger wird?

Als Herausforderung bei der Tätigkeit in der Jury sehe ich eindeutig das Erkunden der nominierten Unternehmen und die genaue Analyse vor Ort, ob die «Bedingungen» und Umstände wirklich dem entsprechen, wofür das Unternehmen nominiert wird. Dazu zählen zum Beispiel die baulichen, technischen und betrieblich-organisatorischen Bedingungen.

Worauf sind Sie als (neues) Jurymitglied gespannt, worauf freuen Sie sich speziell?

Ich bin allgemein darauf gespannt, wie inklusiv Basel-Stadt schon ist. Auch freue ich mich darauf, Unternehmen kennenzulernen und vor Ort zu erkunden. Ich bin sicher, dass ich viel Neues dazulernen werde. Ich freue mich darauf, durch meinen konkreten Einsatz einen Beitrag zur Förderung der Inklusion zu leisten.