Im Gespräch

Interview mit Christine Bühler Jurymitglied Basler Sozialpreis für die Wirtschaft

Christine Bühler ist Präsidentin des Behindertenforums: «Da ich eine Beeinträchtigung habe, kenne ich die Schwierigkeiten, eine Arbeitsstelle im offenen Arbeitsmarkt zu finden und als vollwertige Fachperson akzeptiert zu werden.»

Frau Bühler, welche Erfahrungen bringen Sie in die Jury ein?

Ich bin seit Geburt körperbehindert, habe aber die Schule und die weitere Ausbildung als Psychologin und Psychotherapeutin in der Regelschule und ohne Assistenz absolviert. Da ich eine Beeinträchtigung habe, kenne ich die Schwierigkeiten, eine Arbeitsstelle im offenen Arbeitsmarkt zu finden und als vollwertige Fachperson akzeptiert zu werden. Meine ersten Arbeitsstellen waren leider durch Mobbingerfahrungen von Vorgesetzten und zum Teil auch von Teamkolleginnen geprägt. Mit meinen Klientinnen und Klienten hatte ich nie Probleme und sie arbeiteten alle gerne mit mir. Da ich mit Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung, mit Menschen mit einer körperlichen und auch mit einer psychischen Beeinträchtigung gearbeitet habe, kenne ich alle Seiten.

Wie können Sie und/oder Ihr Arbeitgeber Unternehmen unterstützen, die leistungseingeschränkte Menschen ins Arbeitsleben integrieren möchten?

Da ich neu in der Jury bin, kenne ich meinen Auftrag noch nicht sehr genau. Theoretisch und praktisch könnte ich Unterstützung anbieten bei anspruchsvollen Fragestellungen, z. B. beim Erkennen, welche Hilfe oder Unterstützung die beeinträchtigte Person benötigt. Ich kann bei Schwierigkeiten und Konflikten vermitteln und Lösungsvorschläge erarbeiten. Ich kann wahrscheinlich auch erkennen, ob die betroffene Person gemäss ihren Fähigkeiten eingesetzt und gefördert wird.

Stellen Sie Ihren Arbeitgeber kurz vor (insbesondere im Hinblick auf die Thematik des Sozialpreises)

 

Ich vertrete als Präsidentin das Behindertenforum Basel. Wir sind eine Dachorganisation der „Behindertenvereine“ und setzen uns für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Schwerpunkte sind dabei die Gleichstellung und Inklusion in allen Lebensbereichen. Wir haben eine Rechtsberatung und eine Beratungsstelle für Beziehungsfragen für Menschen mit einer kognitiven und/oder psychischen Beeinträchtigung (airAmour).

Wo liegen aus Ihrer Sicht die Herausforderungen für die Jury bei der Beurteilung, wer Preisträger oder Preisträgerin wird?

 

Aus meiner Sicht gehört dazu das Erfassen, ob die Person mit einer Beeinträchtigung gemäss ihren Fähigkeiten im Arbeitsprozess eingesetzt wird. Auch ist es wichtig zu erkennen, ob sie die Hilfestellung und Förderung erhält, die sie benötigt, und ob sie ins Arbeitsteam integriert wird, so dass sie sich wohlfühlt. Ebenfalls muss berücksichtigt werden, ob Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen bei Konflikten und Schwierigkeiten von den Vorgesetzten unterstützt werden.

Worauf sind Sie als (neues) Jurymitglied gespannt, worauf freuen Sie sich speziell?

Ich bin ganz offen. Ich freue mich, die anderen Jurymitglieder kennen zu lernen, und auf die Gespräche mit Menschen, die den Mut und die Bereitschaft haben, Menschen mit Behinderungen anzustellen.