Im Gespräch

Interview mit Jury-Mitglied Regula Steinemann

Für Regula Steinemann, Jury-Mitglied des Basler Sozialpreises für die Wirtschaft, ist es wichtig, dass Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen auch leistungseingeschränkten Personen eine Möglichkeit geben, sich zu beweisen.

Weshalb engagieren Sie sich für den Basler Sozialpreis? Was ist Ihre Motivation dazu?
Es ist der Angestelltenvereinigung Region Basel (ARB), in deren Namen ich Einsitz in der Jury habe, und mir persönlich ein grosses Anliegen, dass alle Personen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt erhalten – unabhängig ihrer Herkunft, sozialen Stellung, beruflichen Ausbildung oder Einschränkungen. In unserer stark leistungsorientierten Gesellschaft und unserem Leistungsdenken ist nicht immer Platz für Personen mit gewissen Einschränkungen – wer nicht die Leistung erbringen kann, fällt aus dem Rahmen. Es ist wichtig, dass Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen unabhängig von Branche oder Grösse der Unternehmung, auch diesen Personen eine Möglichkeit geben, sich zu beweisen. Ein Unternehmen und deren Mitarbeitende können in vielfältiger Weise davon profitieren und lernen.
 
Haben Sie ein spezielles Erlebnis in Erinnerung im Zusammenhang mit dem Sozialpreis, welches Sie schildern möchten?
Mein erster Besuch in einer kleinen Velowerkstatt in Basel. Ich habe die Arbeitgeberin unglaublich für ihre Kraft, ihren Mut und ihr Tun bewundert. Es berührt mich, wenn einzelne Menschen sich derart stark für die Gesellschaft und Mitmenschen einsetzen – ohne dass sie dafür je ein Lob oder Dank erhalten und es einfach als selbstverständlich ansehen. Grossartig!

Wie lange sind Sie bereits in der Jury des Sozialpreises tätig?
Seit dem 1. Januar 2014. Unser Verband beziehungsweise ich, wurden direkt von Brigitte Meyer, Generalsekretärin des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt, bei der Neuaufgleisung des Sozialpreises angesprochen.

Was ist Ihre Funktion in Ihrem Unternehmen?
Ich arbeite als Rechtsanwältin in der Kanzlei Furer & Partner Rechtsanwälte in Basel. Gleichzeitig bin ich Geschäftsführerin der Angestelltenvereinigung Region Basel, die sich regional für die Interessen und Anliegen der Angestellten einsetzt. Dr. Hans Furer und ich teilen uns die Geschäftsführung der ARB, geben Rechtsauskünfte an Verbandsmitglieder, sind am Vollzug des Gesamtarbeitsvertrags für den Dienstleistungsbereich in der Region Basel beteiligt, nehmen an den Gesprächen zwischen Arbeitnehmerverbänden und der Regierung Basel-Stadt teil, schlagen Personen für die Wahl in die Arbeitsgerichte und wichtige öffentliche Kommissionen vor – und überall steht der Mitarbeiter, respektive die Mitarbeiterin im Fokus.

Die Angestelltenvereinigung Region Basel ist ein Dachverband, dem verschiedenste Arbeitnehmerverbände aus unterschiedlichen Branchen angeschlossen sind, die aber alle eines gemeinsam haben: Sich über die Branchen hinweg für die Arbeitnehmerinteressen einzusetzen. Wir sind Ansprechpartner für unsere Mitgliederverbände. Wenn einer unserer angeschlossenen Mitgliederverbände mit einem derartigen Fall konfrontiert ist, werden wir häufig beigezogen und um Rat gebeten, was die beste Vorgehensweise ist. Wir bieten auch den einzelnen Personen eine kostenlose Erstberatung an, wo wir eine Standortanalyse durchführen und dem Einzelnen helfen, die nötigen und richtigen weiteren Schritte (allenfalls mit Hilfe „seines“ Hausverbandes oder Arbeitnehmerverbandes oder durch Zuweisung zu einem spezialisierten Anwalt) in die Wege zu leiten. Natürlich begleiten wir Personen in derartigen Situationen auch als Rechtsanwälte.
Andererseits führen wir jedes Jahr einen Frühjahrsapéro und eine Personalvertretertagung durch, die sich je einem Schwerpunktthema widmet. Auch dies hilft, die Interessen und Probleme der Angestellten auf den Tisch zu bringen und die Personen (es ist immer ein guter Mix zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern) für diese Problematik zu sensibilisieren.