Im Gespräch
Interview mit Nora Soldati Jurymitglied Basler Sozialpreis für die Wirtschaft
Nora Soldati ist Leiterin im Bereich Arbeit, Stiftung Rheinleben «Seit Oktober 2022 leite ich den Bereich Arbeit der Stiftung Rheinleben. Davor war ich bereits seit 2019 als Job Coach im Bereich Arbeit tätig.»
Welche Erfahrungen bringen Sie in die Jury ein?
Seit Oktober 2022 leite ich den Bereich Arbeit der Stiftung Rheinleben. Davor war ich bereits seit 2019 als Job Coach im Bereich Arbeit tätig. Bei der Stiftung Rheinleben finden Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und ihre Angehörige Unterstützung im Alltag und auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben. Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Existenz und leistet deshalb einen grossen Beitrag für den Erhalt der mentalen Gesundheit. Der Bereich Arbeit setzt sich für den Erhalt eines Arbeitsplatzes ein und unterstützt bei der beruflichen Wiedereingliederung. Dies sowohl für Menschen mit und ohne IV-Rente. Meine Vision ist eine nachhaltig inklusive Gesellschaft mit sichtbarer Diversität. Ich selber sehe mich nicht als normativ und liebe es möglichst bunt. Diese Farbenpracht sollte sich ebenfalls in der Arbeitswelt wiederfinden.
Wie können Sie und/oder Ihr Arbeitgeber Unternehmen unterstützen, die leistungseingeschränkte Menschen ins Arbeitsleben integrieren möchten?
Arbeit hat in unserer Gesellschaft einen zentralen Stellenwert und vielfältige Funktionen: Arbeit schafft Sinn und Lebensinhalt, ermöglicht soziale Kontakt und Teilhabe, stärkt über die Entlöhnung Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.
- Wir fördern die Information über Arbeitsmöglichkeiten.
- Wir setzen uns in Zusammenarbeit mit der IV für den Erhalt eines Arbeitsplatzes ein und unterstützen eine berufliche Wiedereingliederung.
- Wir begleiten Lernende bei der Ausbildung.
- Wir schaffen Arbeitsplätze für Personen, die in ihrer Arbeitsleistung eingeschränkt sind.
- Wir begleiten und coachen externe Arbeitseinsätze bei Drittfirmen.
- Wir unterstützen Arbeitgeber und Vorgesetzte bei Fragen und Kenntnissen zur Anstellung und Führung von Personen mit einer psychischen Beeinträchtigung.
Stellen Sie Ihren Arbeitgeber kurz vor (insbesondere im Hinblick auf die Thematik des Sozialpreises)
Die per 1. Juni 2015 aus der Zusammenführung von PSAG und Stiftung Melchior hervorgegangene Stiftung Rheinleben ist eine gemeinnützige Organisation und vertritt die Interessen von Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung. Sie setzt sich für die Verbesserung der Lebenssituation psychisch beeinträchtigter Menschen in den Bereichen Beratung, Wohnen, Tagesstruktur und Arbeit ein.
Wo liegen aus Ihrer Sicht die Herausforderungen für die Jury bei der Beurteilung, wer Preisträgerin oder Preisträger wird?
Die Erfahrungen aus meiner Berufspraxis zeigen mir, dass es sehr viele Betriebe mit einem hohen sozialen Engagement gibt, welche dies als selbstverständlich erachten. Trotz allem gibt es ein Spannungsfeld zwischen dem menschlichen Individuum mit seinen Bedürfnissen und dem vorherrschenden wirtschaftlichen Druck sowie den damit verbundenen klaren Grenzen. Hier hilft mir ein pragmatischer Ansatz; nur durch Miteinbezug von wirtschaftlichem Handeln kann man sich auch soziales Engagement leisten und der Gesellschaft etwas zurückgeben.
Worauf sind Sie als (neues) Jurymitglied gespannt, worauf freuen Sie sich speziell
Ich freue mich auf die Einblicke in verschiedene Betriebe und auf den Austausch mit den Menschen, die dahinterstehen, das Kennenlernen von Unternehmenskulturen und ihre Beweggründe. Ich bin gespannt auf die Diskussionen mit den Beteiligten und sehe es als grossartige Chance, neue Arbeitsbereiche kennenzulernen und neue Ansätze für eine inklusive Arbeitswelt aufgreifen zu können.